Würden sie alles tun – auch menschenfeindliches – um die Kontrolle zu behalten?

 

Auf der diesjährigen UN-Klimakonferenz in Ägypten gab es einen Rückschritt für Umweltschutzaktivisten. Die Aktivisten werden nicht mehr von denjenigen unterstützt, für die sie angeblich kämpfen, den Armen und Verletzlichen in Afrika, da sie Methoden anwenden, die offensichtlich schädlich für die Umwelt oder die Gesellschaft sind.

Luisa Neubauer, eine deutsche Umweltschutzaktivistin, wurde kürzlich bei der UN-Klimakonferenz in Ägypten mit einem Schild mit der Aufschrift „No New Gas“ fotografiert. Neubauer ist bei den Grünen aktiv und an vorderster Front bei Fridays for Future. Sie gibt vor, durch die Verhinderung von CO₂-Emissionen Leid infolge des Klimawandels verhindern zu wollen. Mit ihrer Opposition gegen die Gasförderung in Afrika trägt sie jedoch zum menschlichen Leid in dieser Region bei. Afrikanische Staaten haben klargemacht, dass sie die Ressourcen an Erdgas nutzen möchten, um ihre Bevölkerung aus der Armut zu holen. Guineas‘ Erdölminister sagte vor der UN-Konferenz: „Reiche Länder haben die ökonomischen Vorteile fossiler Energien über Jahrzehnte ausgenutzt“.

Eine Erdölpipeline in Ostafrika könnte die Wirtschaftskraft Ugandas um zehn Prozent heben und Millionen Menschen aus der Armut holen, haben Ökonomen berechnet. Doch die Regeln der UN-Klimapolitik erschweren die Finanzierung der Pipeline. In einer Resolution des EU-Parlaments im September forderte man den sofortigen Stopp der Arbeiten und Alternativen mit erneuerbaren Energien, die aber mindestens kurzfristig unrealistisch sind. Gleichzeitig kauft Europa wegen der Energiekrise Erdgas zu Höchstpreisen auf dem Weltmarkt. Die Resolution sei „die höchste Ebene in Bezug auf Neokolonialismus und Imperialismus gegen die Souveränität von Uganda und Tansania“, kommentierte der stellvertretende Sprecher des ugandischen Parlaments, Thomas Tayebwa. Auf der UN-Klimakonferenz versuchen Vertreter der Klimabewegung offensichtlich zu ihren Ursprüngen zurückzukehren: Zu einem Auftreten, das ihnen selbst nützt, aber jedem schadet, für den sie angeblich eintretend unterwegs sind.

Die wahren Gegner elitärer Aktivisten

Die Klimabewegung hat sich in den letzten Jahren zu einer einflussreichen politischen Kraft entwickelt. Ihr vorgebliches Ziel ist es, die negativen Auswirkungen des menschlichen Einflusses auf das Klima zu stoppen oder zumindest zu minimieren. Doch in letzter Zeit scheint sich die Stimmung in der Bewegung zu verändern. Immer häufiger treten Vertreter der Klimabewegung mit fordernden und extremen Forderungen an die Öffentlichkeit. In den letzten Jahren war es Greta Thunberg, die mit ihrer Rede vor dem UN-Weltklimarat für Aufsehen sorgte. Auch wenn Thunberg und andere Vertreter der Klimabewegung mit ihrem Engagement durchaus Positives bewirken können, werden ihre aktuellen Forderungen immer kontroverser diskutiert. Kritiker werfen ihnen vor, zu sehr in Schwarz-Weiß-Denken zu verfallen und die Komplexität des Problems zu ignorieren. Die deutsche Aktivistin Neubauer fordert den sofortigen Stopp des Geschäfts zwischen Deutschland und dem Senegal beim Erdgasfeld in diesem afrikanischen Land. Die Basis der Umweltverbände besteht aus engagierten Naturschützern, ihre Führungspersonen dagegen sehen den Gegner weniger in der Zerstörung von Natur und Klima, sondern in ihren gesellschaftlichen Konkurrenten. Ihr Ziel scheint eher die gesellschaftliche Kontrolle zu sein, der sie wohl Vorrang vor dem Klimaschutz einräumen.

Der Boom der internationalen Umweltverbände seit den 1960er-Jahren wurde durch die grassierenden Umweltprobleme angeheizt. Zusätzlich wurden die bis dahin unangefochtenen Eliten durch neureiche Unternehmer und die im Wirtschaftswunder des Westens nach dem Zweiten Weltkrieg wohlhabend gewordene Mittelschicht herausgefordert. Die alten Eliten verteidigten ihre Vorherrschaft, indem sie industriefeindlichen Lobbyismus betrieben. Die Gründer großer Umweltverbände, etwa von WWF oder Sierra Club, brachten eine große Menge an Kapital und beste Kontakte zur Regierung mit. Damals wie heute war das Streben nach Naturschutz zwingend notwendig, konnte aber auch instrumentalisiert werden, um der aufstrebenden Industrieelite Schwierigkeiten zu bereiten: Landschaftsschutz, Regulierung und Verordnung im Namen der Umwelt bremsten – häufig zurecht – die Industrie aus. Gleichzeitig steigerte dies den gesellschaftlichen Einfluss der Umweltlobby signifikant.

Auf der jährlichen UN-Klimakonferenz forderte Neubauer nun, dass der „Globale Norden für seine Fehler bezahlen muss“. Zusammen mit Vertretern des „Globalen Südens“ möchte sie, dass die Industriestaaten für die wirtschaftlichen Schäden aufkommen, die durch den Klimawandel entstanden sind. Damit stellt Neubauer die klassische Anordnung her: Ein ehrgeiziges Mitglied der alten Elite – Neubauer ist in der Hamburger Reemtsma-Dynastie aufgewachsen – legt der heimischen Konkurrenz aus der freien Wirtschaft Steine in den Weg. Die noblen Besitzstandswahrer der alten Elite hatten Unterstützung bei jenen gefunden, die sich ebenfalls herausgefordert sahen durch die neuen Reichen: Beamte, Lehrer, Mitarbeiter von Regierungen, Universitäten und Medien. Kapitalismuskritik und das Auftreten oder die Umgangsformen dieser Intellektuellen, die Gesamtheit ihrer Vorlieben und Gewohnheiten oder die Art ihres Sozialverhaltens ermöglichte es ihnen, im Statuswettbewerb vermeintlich erhabeneres Zeug anzuziehen als wirtschaftlichen Erfolg.

Es ist erstaunlich, wie stark die Wahrnehmung ökologischer Probleme durch Mitstreiter der Umweltaktivisten beeinflusst wird. Je größer diese Probleme erscheinen, desto bedeutender scheinen deren Vertreter zu sein. Politiker, Wirtschaftsführer und Journalisten, die sich für Umweltschutz einsetzen, haben in der Gesellschaft großen Einfluss. Viele von ihnen haben in Deutschland bereits den Sprung in die Regierung geschafft. Mit dabei war das Ziel, die Gesellschaft zu regulieren: Die Verfügbarkeit von Energie sollte eingeschränkt werden.

Eine ultimative Katastrophe für Klimaaktivisten

So wie Amory Lovins von Friends of the Earth sagte: „Wenn Sie mich fragen, dann wäre es fast katastrophal für uns, eine Quelle sauberer, billiger und reichlich vorhandener Energie zu entdecken“. Lovins war Pionier im Kampf gegen Kernkraft und Vordenker einer Wende zur Versorgung mit Energie aus Wind und Sonne.

Die Klimaaktivisten fordern folgerichtig einen sofortigen Stopp der weiteren Kernenergie-Anlagen-Pläne weltweit und die Schließung aller bestehenden Anlagen. Kernenergie sei nicht die Lösung des Klimaproblems. Kernenergie sei teuer, gefährlich und verursache angeblich enorme Mengen an Treibhausgasen. Die Menschheit stehe vor einer entscheidenden Wahl: Entweder sie setzt auf erneuerbare Energien wie Wind und Solar, oder sie akzeptiert die Konsequenzen eines katastrophalen Klimakollapses.

Die Idee lebt weiter: Auf der UN-Klimakonferenz in Ägypten haben sich nun 479 Klimaschutzorganisationen zum Bündnis gegen Kernkraft zusammengeschlossen. Wie bereits Amory Lovins bemerkt hatte, birgt klimafreundliche Kernkraft einen entscheidenden Nachteil: Sie löst die Probleme, welche die Aktivisten für ihre Selbsterhaltung benötigen und wäre somit die ultimative Katastrophe.

Menschenfeindlichkeit, um die Nummer eins zu bleiben

Greenpeace ist bekannt dafür, in Sachen Menschenfeindlichkeit wenig Konkurrenz zu haben. Mit ihrem erschreckend erfolgreichen Feldzug gegen Nahrungsmittel für hungerleidende Länder, den selbst der Aufruf von 158 Nobelpreisträgern bislang nicht stoppen konnte, machen sie deutlich, dass sie es niemandem sonst zugestehen wollen, diesbezüglich die Nummer eins zu sein. Die Wissenschaftler hatten Greenpeace 2016 aufgefordert, ihren Widerstand gegen „goldenen Reis“ endlich aufzugeben: „Wie viele Menschen müssen sterben, bevor wir von einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit ausgehen?“ Das Magazin „Time“ schrieb unter der Überschrift „Dieser Reis könnte jedes Jahr Millionen Kindern das Leben retten!“ über die gelungene Herstellung von „goldener Reis“ mit erhöhten Mengenzahlen einer Vitamin-A-Vorstufe. Die Biochemie hat es ermöglicht, eine Reissorte mit erhöhten Mengen einer Vitamin-A-Vorstufe zu entwickeln. Hunderttausende Kinder jährlich erblinden wegen Vitamin-A-Mangels, etwa die Hälfte von ihnen stirbt. Dieses neue Getreide kann ihnen helfen, besser zu sehen und somit ein längeres und besseres Leben zu führen.

Greenpeace hat von Anfang an behauptet, dass „goldener Reis“ nichts weiter als ein „trojanisches Pferd der transgenen Grünen Gentechnik“ ist. Der Umweltkonzern argumentierte erfolgreich mit dem Standardeinwand, dass „Risiken nicht auszuschließen sind“, und verhinderte so den Anbau des Nahrungsmittels. Greenpeace-Aktivisten zerstörten sogar Felder, die mit dem Reis angebaut wurden – beispielsweise auf den Philippinen. Im Jahr 2002 gelang es Greenpeace, mitten in einer Hungersnot betroffene Länder wie Sambia, Simbabwe und Mosambik davon zu überzeugen, für die Hungernden gelieferten Mais von den USA zu vernichten. Die Begründung hierfür war, dass man nicht ausschließen könne, dass genmanipulierter Mais unter den Lebensmitteln sei – Greenpeace berief sich hierbei auf das Vorsorgeprinzip. Diese Aktion zeigte erneut deutlich auf, wie verantwortungslos gegenüber Hungernde diese Organisation tatsächlich agiert. So etwas ist Aktivismus zur Statussicherung.

Luisa Neubauer und ihre Kollegen kämpfen auf der UN-Klimakonferenz für ein wichtiges Ziel – sie wollen die globale Erwärmung stoppen. Sie sind offenbar dafür auch bereit, Menschen in armen Ländern in Afrika zu opfern, um dieses Ziel zu erreichen. Dies zeigt das traditionelle Prinzip der Umweltschutzelite, nach dem sie wohl alles, auch menschenfeindliches, tun würden, um die Kontrolle zu behalten.


 

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