15.11.2021 16:14
Benzinpreise: Eine Bremse wäre das falsche Signal
Die Preise an deutschen Tankstellen sind in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Das hat viele Ursachen: hohe Rohölpreise, ein schwächerer Euro und – zu einem geringen Teil – auch der seit 2021 gültige CO2-Preis auf fossile Brenn- und Kraftstoffe. Die Gewinnmarge von Tankstellenbetreibern hat sich dabei nicht erhöht. Sie liegt aktuell sogar auf einem besonders niedrigen Niveau, wie der Benzinpreisspiegel des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung zeigt. Für eine Benzinpreisbremse, wie sie von Teilen der Politik gefordert wird, gibt es daher kaum Spielraum. Zudem wäre sie das völlig falsche Signal im Kampf gegen den Klimawandel.
Das Wichtigste in Kürze:
– Die Preise für Benzin und Diesel sind seit Anfang des Jahres stark gestiegen (Abbildung 1, siehe unten sowie anbei). Sie liegen derzeit ähnlich hoch wie 2011, als die Rohölpreise mit knapp 120 US-Dollar pro Barrel das Maximum der vergangenen Dekade erreichten. Aktuell liegt der Preis für Rohöl der Sorte Brent bei rund 85 US-Dollar. Unter anderem der kommissarische Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer fordert angesichts der hohen Kraftstoffpreise eine Benzinpreisbremse. Dies würde eine Begrenzung oder Verringerung der Margen bei Kraftstoffen implizieren.
– Der RWI-Benzinpreisspiegel zeigt jedoch, dass die Marge an deutschen Tankstellen im Jahr 2021 besonders niedrig ist. Wie Abbildung 2 (s.u.) zeigt, ist die Differenz zwischen dem um Steuern und CO2-Preis bereinigten Preis für Diesel und dem Rohölpreis im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gesunken.
– Am größten war diese Differenz im Jahr 2020, als die Rohölpreise infolge der Corona-Pandemie abstürzten. Die Marge lag dadurch zeitweise bei über 50 Cent pro Liter. Danach geriet die Marge bei Kraftstoffen durch die hohen Rohölpreise unter Druck.
– Die Gründe für die derzeit hohen Preise liegen neben den hohen Rohölpreisen auch in einem schwächeren Euro sowie zu einem geringen Teil auch in der 2021 eingeführten CO2-Bepreisung fossiler Brenn- und Kraftstoffe, die Benzin und Diesel um rund sieben bzw. acht Cent je Liter verteuerte.
„Eine Benzinpreisbremse, wie sie von Teilen der Politik gefordert wird, würde vor allem die mit der CO2-Bepreisung forcierten Bemühungen zur Treibhausgasreduktion ausbremsen“, sagt der Leiter des Kompetenzbereichs „Umwelt und Ressourcen“ am RWI, Manuel Frondel. „Eine Benzinpreisbremse wäre in Bezug auf die Verkehrswende das völlig falsche Signal.“
Dieser RWI-Benzinpreisspiegel basiert auf Berechnungen und Abbildungen von RWI-Wissenschaftler Matthias Kaeding.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Manuel Frondel (RWI), manuel.frondel@rwi-essen.de, Tel.: 0201 8149-328,
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Energie, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
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